Donnerstag, 20. Juli 2017

Aufräumen mit den Mythen: Übersetzung und Minimalismus

„Du bist was?“ Wenn ich anderen sage: „Ich bin Übersetzerin“, werde ich oft genauso seltsam, ungläubig, aber auch neugierig angesehen, wie wenn ich sage: „Ich bin Minimalistin.“ Mythen und Missverständnisse über Übersetzung und Minimalismus sind weit verbreitet.

Um es klarzustellen: Dass ich Minimalistin bin, heißt nicht, dass nur 100 Dinge zu meinem Eigentum zählen. Das ist wohl das am weitesten verbreitete Missverständnis über den Minimalismus. Denn die allerwenigsten Minimalisten haben nur 100 Dinge in ihrem Eigentum.


Im Minimalismus geht es um das Reduzieren von Exzess und achtsames Leben

Dem Minimalismus haften so viele Aspekte an, dass, müsste ich sie aufzählen, ich nicht wüsste, wo ich beginnen sollte. Daher will ich nur ein paar Beispiele anführen: Im Minimalismus geht es um das Reduzieren von Exzess in allen möglichen Erscheinungsformen, darum, dass wir unsere Zeit zurückerobern, uns unseren größten Leidenschaften widmen und achtsam leben. Im Minimalismus geht es im Kern um Effizienz, Klarheit und Einfachheit. Er bietet großartige Tipps zum Entrümpeln unserer Wohnungen und Büros, aber es geht dabei auch um das „Entrümpeln im Kopf“.

Und fürs Übersetzen gilt: Als Übersetzerin übersetze ich nicht gesprochene Sprache für Personen, die sich in unterschiedlichen Sprachen unterhalten. Übersetzen und Dolmetschen sind zwar ähnliche Tätigkeiten. Aber sie unterscheiden sich auch grundsätzlich, denn eine Dolmetscherin überträgt Mündliches, während ein Übersetzer schriftlich arbeitet!

Dem Übersetzerberuf und der komplexen Aufgabe des Übersetzens haften so viele Aspekte an, dass, müsste ich sie aufzählen, ich nicht wüsste, wo ich beginnen sollte. Eine grundlegende Definition lautet: Beim Übersetzen geht es um das Entschlüsseln und das Verstehen der Bedeutung, die sich hinter Wörtern in allgemeinsprachlichen und fachlichen Texten verbirgt, und darum, diese in der Zielsprache klar wiederzugeben.

Und nein, Humanübersetzer sind nicht durch Computer ersetzt worden: Vielmehr wird es sogar immer wahrscheinlicher, dass dies nie eintreten wird. Humanübersetzer sind voll ausgelastet. Denn nur Menschen sind letztlich den sprachlichen, grammatikalischen, fachlichen oder kulturellen Herausforderungen gewachsen, die beim professionellen Übersetzen typischerweise auftreten.

Missverständnisse über das Übersetzen wie auch den Minimalismus gibt es zuhauf. Beim Übersetzen wie auch im Minimalismus geht es aber um viel mehr als nur um das, was ins Auge springt! Und das ist der Beweggrund für mich, hier über Übersetzung und Minimalismus zu bloggen.

(Dieser Blogeintrag ist eine Übersetzung meines englischsprachigen Blogeintrags „Dispelling the Myths: Translation and Minimalism“ vom 10. Mai 2017.)