Dienstag, 16. Juni 2020

Professionelle Texte und Übersetzungen: Warum sich die Investition lohnt

Hölzerne, umständliche (oder fehlerhafte) Texte wirken abschreckend. Erzielt wird mit ihnen leider oft genau das Gegenteil ihres eigentlichen Zwecks: Sie werden meist nicht zu Ende gelesen.


Letzte Woche sah ich mich gezwungen, ein E-Book sofort wieder zurückzugeben. Es hatte sich als Fehlgriff entpuppt: ein Schachtelsatz nach dem anderen gleich zu Beginn; fehlende Kommas; und hier und da Klein- statt Großschreibung.



Fehler in der Sprache: fehlerhafter Inhalt?

Das E-Book hatte eigentlich vielversprechend ausgesehen: Es ging darin um Elektromobilität, ein gelegentliches Thema meiner Übersetzungen, zu dem ich mich weiterbilden wollte. Ist es daher übertrieben, sich wegen sprachlicher Unzulänglichkeiten zu weigern, es weiterzulesen?

Ich finde nein. Denn: Wurden etwa Interpunktionsfehler vor der Buchveröffentlichung nicht ausgemerzt, fragen wir uns doch automatisch, ob nicht vielleicht der Buchinhalt ebenso mit Fehlern behaftet sein könnte wie die Sprache. Und zwar unabhängig davon, ob wir sprachlich besonders sensibel sind oder nicht!



Die Wirkung hölzerner oder maschineller Übersetzungen

Unperfekte Texte, die „mal eben schnell“ erstellt werden, haben auf (die meisten) Menschen entweder keine Wirkung oder sogar eine negative Wirkung. Dies gilt übrigens auch für Übersetzungen: Hölzerne, nur mittelmäßige (oder gar maschinelle) Übersetzungen haben auf (die meisten) Menschen entweder keine Wirkung oder sogar eine negative Wirkung.

Wird zum Beispiel ein Website-Besucher mit einer stümperhaften Übersetzung konfrontiert, könnte er a) den Website-Besuch abbrechen (sodass es nicht zum Kauf kommt) oder b) den Textinhalt als unverlässlich (und das Unternehmen dahinter als unseriös) wahrnehmen.


Sprachprofis fertigen Texte so an, dass die Leserin oder der Leser ihnen nicht misstrauen wird


Geschliffene Texte und Übersetzungen für gelungene Kommunikation

Die Investition in Texte mit der richtigen Wirkung lohnt sich also! Texte mit der richtigen Wirkung sind erhältlich bei den Sprachprofis. Die Texte anfertigen, denen die Leserin oder der Leser nicht misstrauen wird. Deren Texte sprachlich richtig sind.


Sprachprofis texten, übersetzen und kommunizieren für ihre Auftraggeber authentisch. Sie erspüren, was zwischen den Zeilen steht. Und sie formulieren Texte so, dass die Leserin oder der Leser sie zu Ende lesen wird.


Samstag, 22. Februar 2020

Warum Übersetzer die Maschinen nicht fürchten

Übersetzungen werden also bald von Maschinen übernommen werden, so wird es uns ständig erzählt. Warum aber fürchten Humanübersetzer dann nicht den Vormarsch der Maschinen, der doch in aller Munde ist?

Aus meiner Sicht lautet die Antwort hierauf schlicht und einfach: Übersetzer fürchten die Maschinen nicht, weil eine Übersetzung in vielen Einzelschritten erstellt wird.


Die meisten Übersetzungen brauchen einen menschlichen Input

Eine maschinelle Übersetzung ist beim ersten Schritt des Erstellens einer Übersetzung manchmal durchaus hilfreich, doch sie kann nichts zu dem beitragen, was bei späteren Schritten abläuft. Und wenn eine maschinelle Übersetzung nicht weiterhilft, ist der Input eines Humanübersetzers erforderlich.

Warum fürchten Humanübersetzer den Vormarsch der Maschinen nicht?
(Bildquelle: Peggy and Marco Lachmann-Anke on Pixabay)


Nicht hilfreich ist die maschinelle Übersetzung etwa bei folgenden Übersetzungsschritten:

- Durchführen terminologischer Recherchen auf dem Fachgebiet eines Textes

- Identifizieren und Herausstellen problematischer Textstellen im Ausgangstext für den Kunden unter Verwendung zweckmäßiger grammatikalischer Fachbegriffe, um die problematischen Textstellen zu beschreiben und zu erläutern, Vorschlagen von Verbesserungen

- Besprechen des Umgangs mit „unübersetzbaren“ Termini mit dem Kunden

- Erarbeiten von Behelfslösungen für knifflige Termini und Formulierungen

- Anwenden von Kundenstilrichtlinien auf die Übersetzung

- Herstellen von Kohärenz zwischen einzelnen Textteilen

- Verbessern des ersten Übersetzungsentwurfs (auch als „Rohübersetzung“ bezeichnet)

- Weiterverbessern der Übersetzung

- Überprüfen, dass Interpunktionszeichen richtig gesetzt wurden

- Formatieren der Datei

- Beseitigen von Fehlern (auch etwa von Fehlern, die sich aufgrund einer maschinellen Übersetzung eventuell eingeschlichen haben!)

- Ausdrucken der Übersetzung und Gegenlesen der ausgedruckten Übersetzung

- nochmaliges Überprüfen der Zahlen und/oder Bezugszeichen (in Patenten)

- Umformulieren der Übersetzung (sofern erforderlich), damit sie sich so liest wie ein in der Zielsprache idiomatisch formulierter Text

- Sicherstellen, dass die dem Originaltext zugrundeliegende Bedeutung richtig übertragen wurde (denn bekanntlich stecken in allem Sprachlichen viele Mehrdeutigkeiten!)

- Überprüfen, dass Fachbegriffe überall in der Übersetzung einheitlich verwendet wurden

- Überarbeiten und Ausfeilen des übersetzten Textes, um ihm den letzten Schliff zu geben

- Umgestalten der Übersetzung so, dass sie einen menschlichen Touch bekommt

Wer glaubt, eine Übersetzung könne einfach durch das Betätigen einer Taste oder einer Schaltfläche produziert werden, weiß nicht, dass eine Übersetzung in einzelnen Schritten erstellt wird. Eine maschinelle Übersetzung ist beim ersten dieser Schritte manchmal hilfreich, das Erstellen einer gebrauchstauglichen Übersetzung ist jedoch ein langer, zeitaufwendiger und komplizierter Prozess.

Eine gute Übersetzung kann nicht einfach durch das Betätigen einer Taste produziert werden
(Bildquelle: Gerd Altmann auf Pixabay)

Nachträglicher Gedanke: Natürlich weiß niemand, was im KI-Bereich noch alles passieren wird, und einige der obigen Aufgaben werden eines Tages vielleicht wirklich von Robotern übernommen werden. Im Moment sind wir aber noch sehr weit davon entfernt. Ich persönlich glaube auch, dass wir nie ein Stadium erreichen werden, in dem Roboter Menschen gleich sein werden.



(Dieser Blog-Artikel ist eine Übersetzung des von mir ursprünglich auf Englisch verfassten Blog-Artikels „Why translators don't fear the machines“ vom 1. Februar 2020.)