Minimalisten haben mehr Zeit, mehr Geld und weniger Stress. Dass diese Aussage stimmt, weiß ich, seitdem ich vor 3 Monaten angefangen habe, meinen Haushalt, meine Eigentumsgegenstände und mein Büro zu minimalisieren. Minimalistisch leben hat mindestens 28 Vorteile! Joshua Becker nennt sie in seinem Blogeintrag „Benefits of minimalism“. Minimalismus ist laut Duden die bewusste Beschränkung auf ein Minimum oder das Nötigste. Wie lässt er sich umsetzen?
"Mit wenig lebt man gut." (Horaz) |
Übersetzen
ist ja an sich alles andere als minimalistisch.
Übersetzen ist eine so vielschichtige, zeitintensive und komplizierte
Tätigkeit, dass sie bisweilen regelrecht ausufert und deshalb gar nicht
minimalisiert werden kann. Das kann jeder bestätigen, der professionell
jeden
Tag übersetzt oder sich schon mal zum Spaß an einer Übersetzung versucht
hat.
Einige Aspekte meines Berufsalltags lassen sich dennoch minimalisieren,
und
zwar so:
Minimalistisch lesen („Was
muss oder will ich lesen?“)
Ich
lese nicht nur gern, sondern muss aus Berufsgründen sogar
viel lesen. Gemäß dem Minimalismusprinzip „everything has a home“
wandert mein
gesamtes Lesematerial in eine eigens dafür vorgesehene, schöne Schachtel
in meinem
Büro: Übersetzungen, Artikel oder Blogeinträge, die ich auf Twitter
entdeckt
habe, Magazine, Briefe, längere E-Mails, interessante Forenbeiträge und
auch Bücher. Und am minimalistischsten lese ich natürlich auf meinem
E-Reader!
Minimalistisch
speichern („Wie überfüllt sind mein Regal und meine Festplatte?“)
Ein überfülltes Regal ist für Minimalisten ein unschöner
Anblick. Daher gehören nicht nur der schon erwähnte E-Reader, sondern auch
Fachwörterbücher in Form von CD-ROMs oder Downloads zur bevorzugten Ausstattung
eines minimalistischen Übersetzerbüros. Aber auch überfüllte Festplatten können
Minimalisten ein Dorn im Auge sein! Daher schätzen gerade sie den Nutzen der
Cloud mit ihren unzähligen Anwendungsmöglichkeiten wie Cloud-Speichern,
Cloud-Übersetzungssoftware, Cloud-Projektmanagementsystemen, Cloud-Foren usw.
Minimalistisch reisen
(„Wie viel muss ich einpacken?“)
Weil Übersetzer ohne Weiteres mobil arbeiten können, nehme
ich meine Arbeitsprojekte oft einfach mit, wenn ich nach Deutschland zu meiner
Familie reise. Dabei passt meine Arbeitsausrüstung in eine kleine Tasche. Mein
Netbook ist verglichen mit meinen früheren Laptops angenehm klein und lässt sich
bequem an meinen großen Bildschirm und meine Tastatur vor Ort anschließen. Zwar
muss ich oft auch schwere Wörterbücher mittransportieren, weil bei weitem nicht
alle meine Nachschlagewerke als CD-ROM-Installationen vorliegen. Für Wörterbücher,
die nur unter älteren Betriebssystemen laufen, hat mir mein IT-kundiger Bruder
eine virtuelle Maschine eingerichtet.
Minimalistisch
aufheben („Welche Dinge brauche ich wirklich?“)
Als Minimalistin trenne ich mich wie Francine Jay pro Tag von einer Sache, die ich nicht mehr
brauche. Die angenehme Folge: Nach 1 Jahr habe ich 365 (unnötige) Dinge
weniger! (In einem durchschnittlichen Haushalt gibt es ja angeblich weit über 10.000 Gegenstände.) Dabei
kann es sich um ein Buch handeln, das ich nie mehr lesen werde; nicht mehr
benötigte Hardware; oder ein ITI- oder BDÜ-Heft, aus dem ich vorher gute
Artikel aber noch einscanne. Haben eingescannte Artikel nicht sowieso den
Vorteil, dass sie später viel leichter wiederauffindbar sind? Letztlich ist es
kostengünstiger, etwas zu entsorgen – statt es aufzubewahren, ständig zu
reinigen, zu warten oder zu versichern.
Und minimalistisch übersetzen ist bis zu einem gewissen Grad
doch möglich:
Minimalistisch übersetzen
(„Welche Projekte soll ich annehmen und welche nicht?“)
Unter minimalistischem Übersetzen verstehe ich die
Konzentration auf wenige Fachgebiete und die grundsätzliche Ablehnung aller
sonstigen Übersetzungsanfragen, um den unnötigen Zeitaufwand bei der
Einarbeitung in ganz neue Fachgebiete zu vermeiden. Eine große Rolle spielt meiner
Meinung nach auch das Paretoprinzip: Wir erledigen 80% unserer Arbeit in 20%
der uns zur Verfügung stehenden Zeit. Wir benötigen also 80% unserer Zeit, um
ein Mehrergebnis von nur 20% zu erzielen! Dieser Unwirtschaftlichkeit sollten wir vorbeugen.
Bücher zum Thema Minimalismus, die mich begeistert haben:
- "Miss Minimalist: Inspiration to Downsize, Declutter, and
Simplify" (Francine Jay)
- "Simplify" (Joshua Becker)
- "Clutterfree With Kids" (Joshua Becker)
- "Die Dinge-Diät: Leichter leben mit weniger Kram" (Inge Dinge)
- "Simplify your life: Einfacher und glücklicher leben"
(Werner Tiki Küstenmacher, Lothar J. Seiwert)